#bibcamp25
Der Januar 2025 war ganz offensichtlich ein geeigneter BarCamp-Monat, denn nachdem ich auf dem Innovation Culture Camp 2025 war, ging es eine Woche später direkt mit dem #bibcamp25 weiter.
Das #bibcamp25 lud vom 31. Januar – 1. Februar 2025 in die großartige Zentralbibliothek (im KAP1) der Stadtbüchereien Düsseldorf ein und dockte einerseits an das Motto der Landeshauptstadt Düsseldorf („Nähe trifft Freiheit“) an, erweckte andererseits mit „voneinander lernen, gemeinsam gestalten“ die erfolgreiche bibliothekarische Unkonferenz wieder zum Leben. Es wurde gemeinsam von 30 Studierenden der TH Köln, dem Düsseldorfer Bibliotheksteam, dem BIB und den Teilnehmenden gestaltet.
Vielen Dank an alle Organisator:innen und Sponsor:innen, die mit dem #bibcamp25 zwei intensive und bereichernde Tage des Austauschs und der Weiterentwicklung ermöglicht haben!
Für mich war es das zweite #bibcamp, nachdem ich 2017 in einer Session unser damaliges Studierendenprojekt zum Thema OER vorstellen und diskutieren durfte. Gemeinsam mit zwei Kolleg:innen ging es also am Freitagmorgen mit dem ICE in Richtung Düsseldorf. Die knapp anderthalbstündige Fahrt nutzten wir sinnvoll und lauschten der ersten DFA-Kaffeepause zum Thema „KI und digitale Barrierefreiheit“.
In Düsseldorf angekommen, hatten wir bei Kaffee und Fingerfood die erste Gelegenheit zum Kennenlernen anderer Teilnehmer:innen und entdeckten auch schnell bekannte Gesichter im Stadtfenster des KAP1.
Gegen 12.30 startete das #bibcamp25 dann offiziell mit Grußworten und der obligatorischen Sessioneinteilung. Zwölf spannende Sessions schafften es auf den Sessionplan des ersten Tages, die übrigen auf den Themenparkplatz für Samstag. Das Themenspektrum an Tag 1 umfasste: Zentralbibliothek im KAP1, Escape Room, Leseförderung, Berufseinstieg und -wechsel, Change Management, Safe Space Bibliothek, Social Media, Medien an den Rändern, KI-Kompetenz, Nutzerforschung, Fort- und Weiterbildung sowie Pen and Paper.
Die Sessions, die ich besucht habe, im Überblick:
Führung durch die Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf im KAP1 und Erläuterungen zum Konzept
Change Management in Bibliotheken
KI-Kompetenz
Maker*
Die Rolle von Bibliotheken in Zeiten von KI
Die Zukunft des #bibcamp
Im Folgenden findest Du zwar keine vollständige Zusammenfassung dieser Sessions, aber einige (unstrukturierte) Punkte, die ich mir notiert habe und die vielleicht auch für Dich interessant sind.
Die „offizielle“ #bibcamp25 – Summary (befüllt von den Studierenden) findest Du hier.
Führung durch die Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf im KAP1 und Erläuterungen zum Konzept
Einen umfassenden Eindruck findest Du in dieser Broschüre.
- Die Zentralbibliothek im KAP1 umfasst insgesamt 12.000 m2, davon können 8.000 m2 als Publikumsfläche auf zwei Ebenen (Herz & Hirn) genutzt werden.
- Die Bibliothek ist Mo – Fr von 9 – 21 Uhr (10 – 19 Uhr mit Bibliotheksteam), Sa von 9 – 18 Uhr (10 – 16 Uhr mit Bibliotheksteam), So von 11 – 18 Uhr geöffnet.
- Die Zeiten, die ohne Bibliotheksteam angegeben sind, sind Open-Library-Zeiten, in denen Besucher:innen die Bibliothek auch ohne Bibliotheksausweis nutzen können.
- Das Stadtfenster im KAP1 ist ein offizielles Trauzimmer der Stadt Düsseldorf, im vergangenen Jahr wurden dort 20 Trauungen vollzogen.
- Der Veranstaltungsraum „Herzkammer“ verfügt über 140 Sitzplätze.
- Insgesamt verfügt die Bibliothek über mehr als 15 Veranstaltungsräume.
- An manchen Tagen finden in der Zentralbibliothek bis zu 8 Veranstaltungen parallel statt.
- Das Veranstaltungsprogramm ist beteiligungsorientiert und legt Wert auf inhaltliche Kooperationen.
- Das Bibliothekscafé (via DEHOGA) übernimmt das Catering bei Veranstaltungen.
- Customer Journey führten zu verschiedenen Erkenntnissen (z.B. Verben zur Beschriftung von wichtigen Touch Points [abholen, zahlen, …], mehr Sitzgelegenheiten)
- In der Zentralbibliothek sind Selbstverbucher auch dezentral im Raum aufgestellt.
- Es wird eine Umstellung auf vollständig bargeldloses Bezahlen angestrebt.
- Die Bibliothek verfügt über 600 Arbeitsplätze und 60 PC-Arbeitsplätze.
- Plakate werden nur an einer zentralen Stelle in der Bibliothek angebracht.
- Es wird überlegt, die Kopierer-Anzahl zu reduzieren, da die Nachfrage merklich zurückgegangen ist.
- Der Dachgarten dient als Picknick-Area.
- Ein digitales Reallabor (zusammen mit dem Digitaldezernat) ist in Planung.
- Die Lernboxen in der Bibliothek können online reserviert werden.
- Nur noch 20% der Besucher*innen entleihen auch Medien, sonntags sind es sogar nur 8%.
- Zum Bibliotheksteam gehören auch Veranstaltungstechniker:innen.
- Kolleg:innen können 5-10% ihrer Stelle nach Interesse gestalten, z.B. durch Mitarbeit in digitalen Projekten.
- Es gibt ein Sachgebiet „Digitaler Kundenservice“.
Change Management in Bibliotheken
- Vor dem Start in den Change-Prozess kann es hilfreich sein, vorhandene Strukturen aufzuzeichnen, Spezialwissen zu identifizieren und Services zu clustern.
- Change betrifft sowohl die Aufbau- als auch die Ablauforganisation.
- Es lohnt sich, Zeit in Recherche und Impulse (Best-Practices) von außen zu investieren.
- Es ist wichtig, im Change Themenschwerpunkte zu setzen und Schulungen zu ermöglichen.
- Im Change müssen ggf. auch Tätigkeitsbeschreibungen entsprechend angepasst werden.
- Automatisierungen sollten an geeigneten Stellen eingesetzt werden, um Freiräume für anderes zu schaffen.
- Finanzielle Mittel können Treiber von Change-Prozessen sein, wenn sie an Fristen gebunden sind.
- Bibliotheken sind oft noch reagil statt agil.
- Ängste der Mitarbeitenden müssen ernst genommen werden, bei Veränderungen ist immer auch Trauer im Team dabei.
- Bei der Einführung neuer Software kann es hilfreich sein, nach ca. 3 Monaten noch einmal zusammenzukommen und zu schauen, ob Fragen offen oder Probleme in der täglichen Praxis identifiziert worden sind.
- Newsletter sind eine gute Möglichkeit, um regelmäßig über (anstehende) Neuerungen zu informieren.
- Impulsfrage: Wie können Mitarbeitende in einer positiven Grundstimmung gegenüber Veränderungen gehalten werden?
- Es ist sinnvoll, von vornherein eine klare Vision zu formulieren. (Wir machen das aus den und den Gründen. Das und das würde passieren, wenn wir es nicht machen)
- Es ist wichtig, realistisch zu bleiben: Skeptiker:innen werden selten zu motivierten Macher:innen bekehrt.
- Menschen können sich im selben Change-Prozess in verschiedenen Stadien befinden – Führungskräfte müssen im Blick behalten, wer sich gerade auf welche Ebene der Change-Management-Kurve befindet.
- Ein regelmäßiger „Blick hinter die Kulissen“ bei der Einführung neuer Software, vor dem Go-Live, kann frühzeitig Ängste abbauen und offene Fragen klären.
- Permanente Veränderung kann als neuer Normalzustand etabliert werden, wenn es richtig angegangen wird.
- Veränderungskultur und Fehlerkultur müssen gemeinsam gelebt werden.
- Es gibt verschiedene Stufen der Partizipation in Change-Prozessen, die Rahmenbedingungen für die Mitbestimmung sollten von Anfang an klar definiert werden.
- Job-Shadowing und Mentoren-Programme können helfen, bspw. wenn es um die Zusammenlegung von Abteilungen oder Standorten geht.
- Die Methode der 6 Denkhüte eröffnet neue Perspektiven.
- Apel, Jochen. (2012). Change Management an Bibliotheken. Perspektive Bibliothek. 1. 10.11588/pb.2012.1.9402.
- Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW: https://fachstelle-oeffentliche-bibliotheken.nrw/2024/06/change-management-in-bibliotheken-strategien-fuer-den-wandel-kommunikation-ist-alles/
KI-Kompetenz
- Die Vermittlung von KI-Kompetenzen erfordert eine Mehrstufigkeit.
- KI-Funktionen sollten in Anwendungen im Idealfall aktiv und bewusst zugeschaltet werden, nachdem entsprechende Leitlinien und Hinweise zur Kenntnis genommen wurden.
- KI-Ergebnisse sollten immer hinterfragt und reflektiert werden.
- Prompt-Battle als Format für die Vermittlung von KI-Kompetenzen.
- Neben den üblichen Fragestellungen in Hinblick auf KI und ihre Ergebnisse, sollte immer auch für das Thema der Nachhaltigkeit sensibilisiert werden.
- Außerdem sollte vor dem Einsatz von KI die Frage gestellt werden: Wofür brauchen wir sie und wofür brauchen wir sie nicht?
- Ängste nehmen mit und vor KI.
- Die StB Düsseldorf arbeiten mit einem Formblatt für ihre Stadtteilbibliotheken, die KI-Veranstaltungen in ihr Portfolio aufnehmen möchten. So stellen sie sicher, dass alle auf derselben Ebene sensibilisiert sind und sich im Vorfeld entsprechende Gedanken darüber gemacht haben.
- Vorsicht ist geboten, wenn KI intern zum Training freigegeben wird: Mitarbeitende sind i.d.R. Einwortsuchen via Google und Co. gewohnt und müssen vorher entsprechend gebrieft werden, dass die KI auf ganze Sätze und Kontexte als Suchanfragen trainiert werden sollte.
- Die ZLB Berlin setzt in der Vermittlung von u.a. KI-Kompetenzen auf einen „Digitalen Kompetenzsprint“ und öffnet dafür an einem Tag in der Woche ihre Bibliotheken im Self-Service, um den Mitarbeitenden die Teilnahme an dieser internen Trainingsmaßnahme zu ermöglichen.
- Informationssouveränität vs. KI, was sind noch geprüfte Informationen?
- https://bibliotheksportal.de/ressourcen/digitale-services/bibliotheken-und-ki/?cn-reloaded=1
- https://www.o-bib.de/bib/article/view/6031/9158
- https://www.ibi.hu-berlin.de/de/von-uns/bbk/abstracts/ss_24/schmidt_ki
Maker*
- Austausch zum Thema VDI-TechnoTheken
- EU CodeWeek z.B. mit Ozobot, 3D-Druck, Scratch, Lego Spike …
- Experience Lab des MIZ der Leuphana Universität Lüneburg
- MethoThek der Stadtbibliothek Hannover
- Makerspace-Netzwerk des MAGIE | Makerspace Gießen
- Stop-Motion-Filme mit 3D-gedruckten Elementen
- Wie bewerbe ich Maker-Angebote, insbesondere wenn sie analoge und digitale Elemente vereinen?
- Menschen erobern sich die Räume, die sie nutzen möchten – hier sollte mit positiver Bestätigung gearbeitet werden.
- https://www.goethe.de/ins/hr/de/kul/sup/bib/21581603.html
- Ben Kaden, Linda Freyberg, „Makerspaces und Library Labs in wissenschaftlichen Bibliotheken – zwischen physischem Raum und forschungsorientierter Ausrichtung“. LIBREAS. Library Ideas, 44 (2023). https://libreas.eu/ausgabe44/kaden_freyberg/
Die Rolle von Bibliotheken in Zeiten von KI
- KI als Werkzeug (gründlich) verstehen
- Welchen Einfluss hat KI auf Forschung und Wissenschaft?
- KI im „Hype Cycle“ – wo wird sie sich letztendlich einpendeln? (Plateau der Produktivität)
- KI stellt für viele Menschen immer noch eine Blackbox dar.
- Viele Bücher liegen noch nicht als eBook vor und können so schwerlich (ohne Weiteres) in die Knowledge Base von KI einfließen.
- Wer kann das Mentoring zu KI-Antworten übernehmen?
- Wie kommen WB-Skills in Sachen KI an die ÖB und umgekehrt?
- Blog-Empfehlung aus der Runde: Aaron Tay’s Musings about librarianship
- KI weist extrem hohe Dynamiken auf, Schulungen müssten beinahe wöchentlich angepasst werden.
- Projekt Open Source-KI.nrw
- Eine Möglichkeit, das Thema in den Bibliotheken gezielt anzugehen, kann die Bildung von „KI Task Forces“ sein.
- Chicago hat kürzlich einen „Artificial Intelligence Librarian“ ausgeschrieben.
- Klassische Recherche-Skills müssen von Bibliotheken trotzdem weiterhin vermittelt werden.
- KI erzeugt eine Illusion der Sicherheit und Finalität der Antworten.
- Auch bei KI-Antworten müssen die üblichen Checkpoints hinterfragt werden, z.B. Was ist die Quelle? Wer steht hinter dieser Quelle? …
- Pence, Harry. (2022). Future of Artificial Intelligence in Libraries. The Reference Librarian. 63. 1-11. 10.1080/02763877.2022.2140741.
- https://www.b-u-b.de/detail/das-zeitalter-der-ki-bibliothekare
Die Zukunft des #bibcamp
Zum Abschluss des #bibcamp25 wurde noch einmal intensiv über die Zukunft des #bibcamp gesprochen. Alle sind sich einig, das Format sollte weiterbestehen, aber es braucht Menschen, Räume und Sponsor:innen, um das auf die Beine zu stellen. Insbesondere das Einbeziehen von Studis und Azubis sollte forciert werden.